Google Ballone: Irrer Test (Loon) oder steckt Strategie dahinter?

17 Jun 2013
17. Juni 2013

Die Google Ballone haben über das Wochenende weltweit viel Aufmerksamkeit erhalten. Es ist sehr ungewöhnlich, dass fast alle Schweizer Zeitungen in ihren Online Ausgaben von einer Neuheit von Google berichten. So berichtet sogar weniger Technik-Affine Zeitungen, wie z.B. die Luzerner Zeitung davon, um nur ein Beispiel zu nennen. Doch was steckt hinter diesen Ballonen? Einfach ein irrwitziger Versuch oder ist es Teil einer ausgeklügelten Strategie?

Zum Einstimmen das Video des Projekts Loon

Google macht also wieder einmal auf Weltverbesserer! Und die süsse Mädchenstimme ist ja herzzerreissend… Well played, Google! Nun aber zurück zu Handfesterem.

Womit verdient Google Geld?

Google verbucht den Grossteil seiner Einnahmen durch Anzeigen (Display, AdWords, Anzeigen von Google Network Members) im Internet. Aus Googles Geschäftsbericht von 2012 geht hervor, dass 47% davon aus den Vereinigten Staaten und stammen und 10% aus Grossbritannien. 43% aus dem Rest der Welt. Davon wird sicherlich ein Grossteil auf entwickelte Länder (Westeuropa , Kanada, Australien usw.) entfallen.

Wie kann Google wachsen?

In westlichen Märkten (USA, Europa usw.) ist es für Google sehr schwer, im Suchmaschinen- und Displaymarkt zu wachsen. In den Staaten schläft die Konkurrenz nicht, in Westeuropa hat Google schon über 90% Marktanteil. Den Search-Marktanteil in Westeuropa weiter zu steigern ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Die durchschnittlichen Klickpreise entwickeln sich in letzter Zeit auch nicht mehr in die gewünschte Richtung. In den bisherigen Hauptmärkten ist Wachstum sehr schwierig geworden. Es gibt ganz vereinfacht ausgedrückt drei Möglichkeiten, wie Google mehr Umsatz generieren und damit das Ziel der Anleger erfüllen kann:

  • Neue Geschäftsfelder eröffnen
  • Neue Märkte eröffnen
  • Leute dazu bewegen, noch mehr Zeit im Internet zu verbringen.

AJ Kohn hat zu letzterem Punkt der obigen Liste im Januar 2013 einen sehr lesenswerten Blogpost geschrieben. Er fasst in Kürze zusammen, was Googles genereller Plan ist. In Kürze zusammengefasst:

Get people to use the Internet more.

Der Sinn der Google Ballone: potenzielles Wachstum

Meine Interpretation zum Projekt Loon (Loon heisst auf Englisch übrigens auch Spinner 🙂) geht in die gleiche Richtung. Ich glaube nicht, dass Google aus Goodwill handelt, um z.B. bei Naturkatastrophen zu helfen (wie z.B. in diesem BBC-Artikel erwähnt), oder wie das Video übermittelt, um die Welt zu verbessern.

Google Kommuniziert das Projekt Loon selber als Experiment. Meiner Meinung nach ist Loon ein Experiment mit sehr, sehr grossem Potenzial für Wachstum. Sollte sich mit vernünftigen Kosten Internetverbindungen in bisher schlecht abgedeckte Erdteile bringen, so gibt es Millionen (wenn nicht Milliarden) von neuen Internetusern. Hier liegt bei Gelingen des Projekts ein sehr grosses Potenzial. Als Bonus winken noch einige zusätzliche Online-Stunden in der Luft, ein Bereich der bisher fast völlig brach liegt.

Aus meiner Sicht ist das Projekt ein sehr cleverer Schachzug von Google, egal ob das Projekt nun ein kommerzieller Erfolg wird, oder sich dann doch als etwas zu loony herausstellt. Wie seht ihr das? Mögliche Google Erfolgsstory oder einfach ein Medien-Hype?