Das Ende des Google Zeitalters. Rüsten Sie sich dafür!

16 Okt 2012
16. Oktober 2012

In letzter Zeit häufen sich Meldungen, dass das Search Zeitalter von Google vorbei sei. So schreibt Owen Thomas in seinem Artikel auf businessinsider.com, dass es im September 2012 erstmals seit Beginn der Aufzeichnung der Menge der Suchanfragen einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um 4 % der organischen Suchanfragen gegeben hat. Als Ursache wird vermutet, dass immer mehr User auf ihren Mobilen Geräten Applikationen (z.B. Yelp) installiert haben, welche dazu führen, dass Suchmaschinen nicht mehr verwendet werden müssen. Die BBC vermeldet, dass erstmals die Marke von weltwet 6 Milliarden Mobil-Abonnementen geknackt wurde. Der Mobile-Trend ist in voller Blüte! Heisst dies, dass zukünftig Search immer unwesentlicher wird? Was bedeutet dies für normale Webseitenbetreiber? Muss ein „normaler Webshop“ nun so schnell wie möglich eine App auf den Markt bringen? Gibt es Grund zur Sorge, wenn Google für die meisten Besucher Ihrer Webseite verantwortlich ist, wo die Suchanfragen nun zurückgehen?

Hauptsache eine App, damit wir den Anschluss nicht verpassen!

Voreilig eine App zu entwickeln, macht aus meiner Sicht überhaupt keinen Sinn. Wer sich für das Entwickeln einer Software entscheidet, soll dem Anwender darin etwas bieten, was er auf der Webseite nicht findet oder sonst auf dem Mobile nur schlecht machen kann. Ein gutes Beispiel, das mir dazu einfällt, ist die App von ebookers.ch. So bietet der Reise-Primus darin live Informationen über die Abflüge und Ankünfte an den Flughäfen Basel, Genf und Zürich an. Ein nettes Feature, welches mich dazu veranlasst, die App auf meinem iPhone installiert zu lassen. Und ab und zu damit auch nach Flügen zu suchen.

Wissen, wo sich ihre Kunden bewegen

Für E-Commerce Seiten ist es wichtig, seine (potenziellen) Kunden zu kennen. Wo bewegen sich diese? Sind Sie beispielsweise in einem Markt aktiv, welches stark preissensitiv ist (z.B. Elektronik), so stellen Sie sicher, dass Sie bei den Portalen dabei sind, welche von mobilen Geräten für Traffic sorgen können und versuchen Sie von diesen Benutzern auch zu profitieren.

Der führende Schweizer Preisvergleich bietet im Moment keine Mobile-Version ihrer Webseite an, und auf der App werden Besucher innerhalb der Apps zu ihrem Shop geleitet, das heisst, die normalen Funktion des Browsers, die besuchte Seite des Webshops zu teilen oder per E-Mail weiterzuleiten steht nicht zur Verfügung. Es ist einfach schade, wenn Sie für diesen Traffic bezahlen und der User kann sich nicht mal den Link auf sein Desktop-Gerät schicken, um dort den Kauf abzuschliessen. Ich habe bei einem Elektronik-Anbieter auf dem Mobile versucht, ein Produkt auf meine Merkliste zu setzen. Sorry => das ist einfach viel zu kompliziert. Mit einer gut geführten mobilen Webseite hätte es sein können, dass ich den Kauf abschliesse oder mich einlogge und das Produkt auf die Merkliste setze. So ist es dem Zufall überlassen, ob ich später nochmal daran denke, das Produkt genau dort zu kaufen.

Die Statistik zeigt: es ist Zeit zum Handeln

Einer Studie von Google besagt, dass Smartphone-Anwender mit einer 67 % höheren Wahrscheinlichkeit bei einem Shop einkaufen, wenn diese für mobile Geräte optimiert ist. Um 74 % erhöht sich die Wahrscheinlichkeit sogar, später nochmals zum Shop zurückzukehren. Werfen wir einen kurzen Blick auf die Statistik:

Mobile versus Desktop Besucherzahlen seit September 2011. Quelle: Statcounter Global Stats

Seit September 2011 hat sich der Anteil des mobilen Traffics in der Schweiz von 3.75 % auf 7.74 % erhöht. Das ist ein Wachstum von über 100 %!  In Österreich zeichnet sich ein ähnliches Bild ab, in Deutschland hat sich der mobile Traffic – wenn auch auf einem tieferen Niveau – fast verdreifacht!

Die Statistik eines unserer Kunden (E-Commerce, keine Mobile-optimierte Seite) zeigt auf, dass zwischen Juli und September 2012 knapp 15 % der Besucher auf mobilen Geräten die Webseite besuchten. Die Conversion Rate auf dem Mobile lag 45% tiefer als beim Desktop, wobei vor allem die hohe Anzahl iPad Benutzer (mit relativ guter Conversion Rates) die Statistik halbwegs retten konnten. Auf dem iPhone z.B. lag die Conversion Rate um 60% unter den CR-Werten auf Desktops.

Selbst wenn das Mobile-Wachstum linear und nicht exponentiell weitergeht, ist es definitiv lohnenswert, sich über den Mobile-Traffic Gedanken zu machen. Der Konkurrenzkampf im E-Commerce (aber auch bei online Dienstleistungen) wird sich weiterhin verschärfen und wird auf die Dauer zum Verdrängungskampf. Der Detailhandel wächst online schneller als offline und immer mehr Player versuchen auf den Markt aufzuspringen.

Am Ende zählt die Formel Kosten pro Besucher (SEA, SEO-Massnahmen, Plattformbetrieb, Einkaufspreise, Mitarbeiter usw.) im Vergleich zu den Einnahmen (Besucher x durchschnittlicher Warenkorb x Conversion Rate). Wenn Sie von 15% ihres gesamten Traffics  45% an Conversions verlieren, so „verschenken“ Sie 6.75 % ihres Umsatzes! Wollen und können Sie sich das leisten? Wie sieht ihre Meinung aus, wenn schon in einigen Jahren 25 oder 30 Prozent des Traffics auf mobilen Geräten stattfindet?

Mobile Webseite ein Must-Have für E-Commerce Betreiber!

Die Lösung liegt meiner Meinung nach – wie schon weiter oben erwähnt – nicht bei einer panischen Entwicklung einer App, sondern in folgenden beiden Komponenten:

  1. Sie sollten sich Gedanken machen, eine Webseite zu haben, welche für Mobile Geräte optimiert ist. Ich gebe es zu, ich bin Fan von HTML5 Webseiten mit Responsive Design. Auf allen Endgeräten wir die Webseite optimal angezeigt und liefert dem User eine gute Experience. Zudem bleibt die URL auf allen Geräten gleich. Es gibt keine Seiten mit URLs wie z.B. http://m.domain.ch/produktname. Werden einzelne Seiten über soziale Medien geteilt, so sehen alle User automatisch die Webseite, die für ihr Device optimiert ist. Und bei guter Umsetzung kann sogar der Online-Einkauf auf dem iPhone ein Vergnügen sein! 🙂
  2. Machen Sie sich frühzeitig Gedanken, von welchen Quellen mobile Besucher zukünftig auf ihre Webseiten kommen könnten. Beobachten Sie die Mobile Entwicklung genau. Von Markt zu Markt wird die Entwicklung sich stark unterscheiden, da Apps oft Nischen-Produkte oder „Nischen-Probleme“ lösen. Stellen Sie sicher, dass Sie in beliebten Apps dabei sind, welche Besucher zu Webseiten leiten, um vom Trend der App-Verwendung profitieren zu können.

Sollten Sie doch eine App entwickeln, so bieten Sie dem App-Nutzer einen Mehrwert! Bei einem Möbel-Geschäft könnten Sie dem User zu ermöglichen, Fotos der eigenen Wohnung hochzuladen und anschliessend die Möbel und Dekorationselemente aus ihrem Shop in die Räume stellen zu können. Wenn ihre Firma nicht Amazon heisst, wird kaum jemand „einfach so“ eine „Shop-App“ installieren… Eine App mit reiner Shop-Funktionalität benötigen Sie ja auch nicht, wenn Sie eine State-Of-The-Art mobile Webseite haben.